Seit spätestens Mitte Februar 2021 ist klar: der Kampf um die Rigaer 94 geht in die nächste Runde.
Mit der Entscheidung des Berliner Kammergerichts, die Vollmachten des vermeintlichen und selbsternannten Hausverwalters Thorsten Luschnats und seinem sowohl cholerischen als auch inkompetenten Adjutanten Markus Bernau anzuerkennen, wurde diesen nun der Weg eröffnet die Rigaer94 mit gerichtlicher Rückdeckung „Begehen“ zu können. Das Haus wird bereits „[…] in den schmierigen Portfolios von Immobilienspekulant:innen als Verkaufsobjekt gehandelt […]“.
Damit konnte das Firmenkonstrukt „Lafone Investement“, welches in penetranter Weise behauptet „Eigentümer“ des Hauses zu sein, erstmalig seit dem Belagerungszustand des Hauses und dem damit einhergehenden Abdanken des Innensenators Frank Henkel im Jahr 2016, einen Erfolg verbuchen. Medial wird nun zum Großangriff auf eines der letzten, wenn nicht sogar des letzten teil-besetzten Hauses dieser Stadt, mobil gemacht.
Für den Zeitpunkt des Angriffs wurden bereits zwei Termine veröffentlicht.
Am 11. & 12.03. soll nun „endlich“ der feuchte Traum unbedeutender köpenicker & kreuzberger Politiker-Trottel, Erben von NS-Kriegsverbrechern, Law & Order Fetischisten und nicht zuletzt dem Berliner Staatsschutz-Dezernat realisiert und unter dem Deckmantel des Brandschutzes, der erste Schritt zur Beseitigung des selbsterklärten Hauptgegners Rigaer94 eingeleutet werden. Dass Teile der offen faschistisch auftrenden Berliner-CDU, welche noch im Sommer 2017 davon sprachen, das Haus samt seiner Bewohner*innen ausräuchern zu wollen und nun öffentlich Krokodilstränen über die angebliche Gefahr, die für die Bewohner*innen und Nutzer*innen des Hauses ausgehe, vergießen, ist hier nur eine Randnotiz wert.
Eine Randnoitz deshalb, da der Zynismus und die Menschenverachtung der Aussagen nicht nur für die CDU, sondern eben auch stellvertretend für die komplette Rot-Rot-Grüne Regierung Berlins steht. Einer Regierung, die erst vor kurzem das selbstorganiserte Camp von wohnunglosen Menschen in der Rummlesburger Bucht räumen ließ. Wir schreiben das nicht aus etwaiger Empörung, weil wir etwas anderes von R2G und/oder dem Innensenat unter Andreas Geisel erwarten würden, sondern schlicht und ergfreifend deshalb, um wieder & wieder aufzuzeigen, dass diese (und auch sonst keine) Regierung kein wie auch immer gearteter Bündnispartner für eine „Linke Bewegung“ sein kann und ebenso bekämpft gehört, wie die damalige CDU-Regierung unter Frank Henkel.
Soweit die Ausgangslage, wenige Tage vor dem datierten und medial befeuerten Angriff auf die Rigaer94 stellen wir uns die Frage: Was gedenken „wir“, und mit diesem „wir“ meinen wir u.a. die aber Tausenden, die in den letzten Jahren und Monaten für den Erhalt der letzten „Freiräume“ der Stadt auf den Straßen waren, in Anbetracht dieser Situation zu tun?! Was gedenken wir zu tun, wenn der nächste umkämpfte Ort, der nächste selbstverwaltete Jugendclub und die nächste selbstoragnisierte/unkommerzielle Kneipe dem nächsten Luxusbau weichen soll?
Belassen wir es u.a. bei symbolischen Demontrationen und stehen am Tag des Angriffs hinter Absperrgittern oder bündeln wir unsere Kräfte und schaffen unkontrollierbare Momente, Tage und Nächte in den Metropolen und Provinzen dieses Landes sowie es 2016 und zum Teil bei der Räumung der „Liebig34“ im Oktober 2019 geschah?! Wir für unseren Teil plädieren für letzteres.
Nicht „nur“ weil die Rigaer94 angegriffen wird, sondern insbesondere deshalb, weil mit diesem Angriff unsere eigenen Leben, unsere „Werte“, Ideen, Ideale, Träume und unsere Leidenschaft zur Freiheit angegriffen werden. Ideen, Ideale und Träume, die mit Sicherheit diskutiert werden sollten, aber nicht verhandelbar sind. Weder mit Rot-Rot-Grün noch irgendeiner anderen scheinbar „linken Regierung“ und deren willigen Unterstützer*innen in weiten Teilen der hiesigen Linken.
Die Rigaer 94 ist lange nicht mehr nur für die linke „Szene“ ein Symbol, auch die Politik nimmt sich immer wieder vor, an der Rigaer ihre Stärke zu demonstrieren und scheitert ein ums andere Mal daran.
Auch dieses Mal sollen sie sich die Zähne ausbeißen. Zumindest sollten wir klarmachen, dass es keine „Gewinner“ geben wird, wenn der Angriff auf die Rigaer stattfindet.
Also informiert euch, bereitet euch vor und passt auf euch auf!
Rigaer 94 verteidigen!
Antifaschistische Koordination im März 2021 | ak36.noblogs.org