Unsere Freund_innen aus dem Nord-Osten laden am Samstag, den 28. Mai zu einer Gedenk-Demostration an den im Mai 2000 von Nazis ermordeten Dieter Eich um 14 Uhr zum S-Bahnhof Berlin-Buch ein. Wir werden sie dorthin begleiten und möchten euch zudem auf den Aufruf zur Demo aufmerksam machen:
Im Mai 2000 ermordete im Pankower Stadtteil Buch eine Gruppe Nazis den damals 60 Jahre alten Dieter Eich. In den Abendstunden des 23. Mai versammelten sich die Jungnazis in der Wohnung ihres Kameraden René Rost, in der Walter-Friedrich-Straße 52, um dessen Wohnungseinweihung zu feiern. Bereits vor Beginn der Feierlichkeit beleidigten sie beim Alkoholeinkauf einen Migranten und brüllten „Sieg heil!“-Rufe aus dem Fenster der Wohnung. In einem Rausch von Rechtsrock und Alkohol ergingen sie sich in Gewaltphantasien, zuerst gegen Migrant_innen, dann gegen den im selben Haus wohnenden Dieter Eich. Dieser war zu jenem Zeitpunkt erwerbslos und galt im Viertel als „Trinker“. Wenn „man so einen aufklatschen würde, täte man etwas fürs Volk“ bestärkten sich die Täter. Sie verschafften sich Zugang zu Dieter Eichs Wohnung und schlugen den schlafenden Mann zusammen. Später gingen sie ein weiteres Mal hinunter und erstachen ihn, damit er sie bei der Polizei nicht anzeigen konnte. Die Täter erhielten mehrjährige Haftstrafen, die sie nicht vollends verbüßen mussten.
Mit den Verhaftungen und dem darauf folgenden Prozess wurden die Anfänge einer Kameradschaft in Berlin-Buch beendet. 16 Jahre nach der Tat sind Nazis im Viertel wieder massiv präsent und werben um Anhänger. Die Hetze der Faschisten, vor allem der lokalen NPD, richtet sich maßgeblich gegen die Unterbringung von Geflüchteten in der Gegend, so wie gegen die Geflüchteten selbst. Dass die „soziale Heimatpartei“, wie sie sich selbst nennt, mehr Heimat als sozial ist, zeigte sich anhand ihrer Hetze gegen Wohnungslose in Blankenburg. Da es sich nicht um deutsche Wohnungslose, sondern um Sinti und Roma handelt, die am Blankenburger Pflasterweg, in einer leerstehenden Kaserne leben, wurden sie zum Ziel der rechten Hetze. Die NPD verteilte Pfefferspray an Passant_innen, mit dem Hinweis dieses könne gegen die Sinti und Roma eingesetzt werden. Politiker und Anhänger von AfD und CDU sind sich in Blankenburg, in Sachen Antiziganismus mit der NPD einig und versuchen über Gremienarbeit oder Postwurfsendungen gegen die Sinti und Roma vorzugehen.
Die NPD-geleitete Bürgerinitiative „Kein Asylanten-Container-Dorf in Buch“ stieß ins selbe Horn, als sie Ende 2014 Spendensammlungen „für bedürftige Deutsche“ initiierte. Dass derlei Nazispenden u.a. von der Berliner Caritas abgelehnt werden, mit dem Verweis dass mensch Kleidung an alle Bedürftigen verteile, ist nur konsequent und richtig. Dass die Rechten gegen die kapitalistische Wohnungsmarktpolitik, welche guten Wohnraum stets Besserverdienenden vorbehält, nicht vorgehen, ist nur logisch. Wollen sie doch schließlich keine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen, sondern eine „Volksgemeinschaft“ aus Ausgebeuteten und Ausbeutern, die sich in ihrem Deutschsein so einig ist, dass mensch sich auch mit niedrigen Löhnen bereitwillig abgibt.
Während von den 90er Jahren bis zur Jahrtausendwende das Zusammenschlagen von Obdachlosen unter Nazijugendgangs ein regelrechter Sport war, ist dem organisierten Neofaschismus dieses Kapitel rechter Skinheadkultur heute sichtlich unangenehm. Schließlich buhlen sie massiv um die Stimmen deutscher Obdachloser, um auch noch den letzten „Volksgenossen“ in den Kampf gegen die Überfremdung der geliebten deutschen Heimat zu führen. Dass Obdachlosigkeit und Erwerbslosigkeit im deutschen Faschismus für tausende Menschen bedeutete den Schwarzen Winkel zu tragen, zwangssterilisiert und in den Konzentrationslagern vernichtet zu werden, verschweigen sie. Die öffentliche Ausspielung deutscher und nichtdeutscher Obdachloser durch die Bucher Nazis ist vor diesem Hintergrund gerade deswegen perfide, da ihr Vernichtungswille gegen MigrantInnen der selbe ist, der zu Zeiten des 3. Reiches zahlreiche Menschen das Leben kostete, die ohne Wohnung oder Arbeit waren.
In diesem Sinne: Lasst euch nicht spalten! Ein gutes Leben für alle, ohne Rassismus und soziale Ausgrenzung, ist möglich. Kommt am 28. Mai zur Dieter Eich-Gedenkdemo nach Buch!