Wir begrüßen den Aufruf zu einer unangemeldeten Soli-Demonstration am 12.05.2018 in Berlin und möchten diese mit einem weiteren Aufruf unterstützen. Thomas wurde zu 16 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt, nachdem er 1996 bei einem Banküberfall festgenommen wurde. Lisa wurde am 7. Juni 2017 zu 7 ½ Jahren Haft verurteilt. Der Vorwurf: Überfall auf eine Filiale der katholischen Pax Bank in Aachen.
„Politik kostet Geld – militante Politik kostet mehr Geld!“
Die Beschaffung von Geld für den politischen Kampf war schon immer eine der wichtigsten Punkte revolutionärer Gruppen. Dies war notwendig um Aktionen zu finanzieren, Propaganda herzustellen und die Freunde / Familie von Gefangenen zu unterstützen. Von der Bonnot-Bande über die Nachtarbeiter um Alexandre Jacob bis zu der Bewegung 2. Juni oder der Roten Armee Fraktion, griffen alle Gruppen auf dieses Mittel zurück. Die sogenannten Enteigungen richteten sich oft gegen Geldinstitute aber auch gegen bspw. geistliche Institutionen, Teile der Bourgoesie oder Firmen und deren Inhaber*innen.
Bei dieser Form der „Kapitalbeschaffung“ handelt es sich bei weitem um kein Alleinstellungsmerkmal von linken Revolutionär*innen. Vielmehr muss der Akt der Enteigung in all seinen Facetten als Resultat des kapitalistischen Normalzustands gesehen werden, der vielen Menschen keine andere Möglichkeit lässt. Der immer größer werdende Unterschied zwischen prekär lebenden und Bonzen, wird dies in Zukunft weiter verschärfen. Dass die Anzahl an Überfällen von Jahr zu Jahr sinkt, ist wohl mehr dem Ausbau des Polizeistaates und der generell steigenden Überwachung des öffentlichen Raums zuzuschreiben, als einer gestiegenen sozialen Gerechtigkeit. Die Sehnsucht auf ein dickes Portmonaine, wird tagtäglich von allen Werbeplätzen dieser Welt propagiert. Wir sind uns daher sicher, dass Menschen die auch mit zwei oder drei Jobs kaum ihre Miete bezahlen können oder eine mickrige Rente vom „Sozialstaat“ erhalten, eine klammheimliche Freude verspüren, wenn Sie von einem gelungenen Banküberfall lesen.
„Auf zu neuen Taten, das Vaterland verraten!“
Wir finden den Schritt diese Demonstration nicht anzumelden richtig und mutig. Es wäre politisch fragwürdig, die Bullen zu fragen wo und wann wir unsere Solidarität mit Staatsfeind*innen zeigen dürfen. Aber natürlich sehen wir das Problem der eingeschränkten partizipation an dieser Demo. Für viele Leute wird es schlichtweg, aus verschiedensten Gründen, nicht möglich oder sehr gefährlich sein an dieser teilzunehmen. Der Staat wird es niemals zulassen unangemeldete Demonstrationen zu akzeptieren. Daher bleibt uns nur ein Spagat zwischen Anmelden um so möglichst allen Menschen eine beteiligung zu ermöglichen und dem nicht vorher angekündigten Kampf um die Straße bei dem durch geschick und Überraschungsmomente die technische Übermacht der Bullen kurzzeitig besiegt werden kann. Beides erscheint uns als wichtig und notwendig. Dass zur Zeit das eine besser funktioniert als das Andere liegt an unserer Organisierungsschwäche und dem fehlenden Selbstbewusstein. Somit ist jeder Versuch ob erfolgreich oder nicht, ein Erfahrungswert der kollektiv analysiert und bei der nächsten nicht angemeldeten Demonstration in der Vorbereitung und Umsetzung integriert werden muss. Nur so lernen wir kollektiv aus Fehlern und Erfolgen. Dies kann aber nur funktionieren, wenn alle beteiligten Initiative ergreifen und vorbereitet sind. Sprich, sich das Gebiet vorher anschauen, mögliche An- und Fluchtwege kennen und sich als aktiver Teil während der Demonstration begreifen.
Nehmen wir uns das was uns gehört! 12.05.2018 // 18 Uhr // Herrfuthplatz