HALIM DENER- GEFOLTERT. GEFLÜCHTET. VERBOTEN. ERSCHOSSEN.
Der 16-jährige Kurde Halim Dener musste 1994 vor der Verfolgung durch den türkischen Staat aus seiner Heimat Kurdistan fliehen. Damals zerstörte das türkische Militär 4.000 Dörfer – Menschen zu ermorden, verschwinden zu lassen und zu foltern waren gängige Praxis von Polizei, Geheimdienst und Paramilitärs. Halim selbst wurde nach einer Festnahme von den türkischen Cops eine Woche lang verhört und gefoltert. Halim flüchtete vor Krieg und Verfolgung unter falschem Namen, um seine Familie in der Heimat nicht zu gefährden. Als sog. „minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling“ kam er in die BRD. Hier war nach öffentlicher rassistischer Hetze und Pogromen an Geflüchteten und Migrant*innen 1993 das Grundrecht auf Asyl durch Änderung des Grundgesetzes faktisch abgeschafft worden.
Im November 1993 wurde in der BRD die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und alle ihr nahestehenden Organisationen als „Terrororganisation“ verboten. Durch öffentliche Hetze gegen Kurd*innen wurde ein Klima von Hass und Angst geschaffen, das von einer simplen Gleichung bestimmt war: Kurd*innen = PKK = Terrorist*innen. Nach wie vor findet das Verbot rege Anwendung: die Repression trifft die Strukturen der kurdischen Bewegung, insbesondere aber kurdische Jugendliche und Aktivist*innen, die sie sich mit der Bewegung identifizieren und politisch engagieren.
Auch in der BRD setzte sich Halim für die kurdische Bewegung ein. So plakatierte er wenige Wochen nach seiner Flucht in Hannover Plakate mit dem Emblem der ERNK, des (damaligen) politischen Arms der PKK. Dabei wurde Halim in der Nacht vom 30.06.1994 von SEK-Cops in Zivil überrascht, bei der Festnahme wurde ihm aus kürzester Entfernung in den Rücken geschossen. An dieser Schussverletzung starb Halim wenig später. Der Cop wurde von seinen Kolleg*innen gedeckt. In einem zweifelhaften Prozess wurde der Schütze freigesprochen, ohne dass die Tat aufgeklärt werden konnte.
Um über den Mord an Halim Dener aufzuklären, seine politische Überzeugung und sein Leben nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, haben wir Menschen von der Gedenkinitiative Halim Dener eingeladen, um mit ihnen über die Entwicklung des Gedenkens, Gedenkpolitik in der deutschen Linken und die anhaltende Repression gegen kurdische Strukturen zu sprechen. Zum 25. Todestag von Halim Dener findet am 06.07. ab 14:00 Uhr eine bundesweite Demonstration statt. Die Demonstration wird ebenfalls Thema auf der Infoveranstaltung sein.
Freitag | 21.06. | 19:30 Uhr | K9 | Kinzigstraße 9 | U-Bahnhof Samariterstrasse |
Informationen, Hintergründe und Aktuelles findet ihr: http://halimdener.blogsport.eu/
Organisiert von AK36 und dem Widerstandskomitee Berlin