Wir rufen alle dazu auf, sich am 27.02. um 15 Uhr der Solidaritäts-Demonstration für Dimitris Koufontinas am Kottbusser Tor anzuschließen. Das bekennende Mitglied der griechischen Guerilla-Gruppe 17. November sitzt seit mehr als 18 Jahren in verschiedensten griechischen Knästen. Seinen Willen zum Kampf für eine bessere und gerechtere Welt konnte dabei auch das Knastsystem nicht brechen. So hat er unter anderem bereits durch vier Hungerstreiks für fundamentale Rechte von Gefangenen in Griechenland gekämpft.
Das politische Werkzeug des Hungerstreiks ist dabei weltweit oft eines der letzten Mittel, das Gefangenen bleibt, um von der Gesellschaft und den Herrschenden gehört zu werden. Ein letztes Mittel um politische Forderungen zu stellen und ein letztes Mittel der Selbstermächtigung. Ob Bobby Sands [https://www.unrast-verlag.de/gesamtprogramm/reihen/unrast-reprint/ein-tag-in-meinem-leben-87-detail], Holger Meins [https://de.wikipedia.org/wiki/Holger_Meins], Leyla Güven [https://anfdeutsch.com/aktuelles/leyla-gueven-seit-160-tagen-im-hungerstreik-10814] oder Albert Woodfox [https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/vereinigte-staaten-von-amerika-aufgeben-ist-keine-option], sie alle haben den Hungerstreik mit seinen (teils tödlichen) Konsequenzen schlußendlich gewählt, um dem Knastsystem und dem Staat den Kampf anzusagen.
Seit dem 08.01.2021 ist auch Dimitrs Koufontinas in seinem mittlerweile 5. Hungerstreik. Am 16.02.2021 wurde er auf die Intensivstation verlegt. Der Zustand des 63-jährigen ist dabei sehr kritisch, so kann er bspw. nicht mehr selbstständig Flüssigkeit aufnehmen und leidet an Sehstörungen. Dimitris kämpft mit seinem Hungerstreik gegen eine neu erlassene Gesetzesverschärfung, welche besagt, dass Personen, die als Terrorist:innen verurteilt wurden, automatisch in ein Hochsitzerheitsgefängnis verlegt werden sollen. Das griechische Anti-Terror-Gesetz ist dabei von seiner Auslegung bereits jetzt so dehnbar, dass Horst Seehofer und alle Bullen in Deutschland anfangen würden vor Freude zu sabbern:
„Derweil soll der umstrittene Anti-Terror-Paragraphe 187a so verschärft werden, dass künftig noch ganz andere Urteile möglich sind. Wer öffentlich Äußerungen vornimmt, die jemanden anders zu einer terroristischen Straftat oder den Eintritt in eine terroristische Vereinigung motivieren könnten, wird nach dem Vorschlag von Justizminister Stavros Kontonis als Terrorist bestraft.“ [https://www.heise.de/tp/features/Griechische-Anti-Terror-Institutionen-im-Amok-gegen-junge-Akademikerin-3734019.html?seite=all].
Eine lapidare Äußerung in den sozialen Netzwerken zu einer militanten Aktion kann dafür bereits reichen. Neben diesem willkürlichen Akt der staatlichen Einstufung als Terrorist:in, werden die Gefangenen aus ihrem sozialen Umfeld gelöst und in einen teilweise hunderte Kilometer entfernten Knast verschleppt. Dies bedeutet in vielen Fällen einen faktischen Abbruch von Besuchen, da die Finanzierung dieser Besuche oftmals nicht für die Freund:innen und Familienangehörigen stemmbar ist.
Dimitris Koufontinas hat sich, seine Vergangenheit und die politischen Aktionen des 17. November in einem Buch [http://www.bahoebooks.net/start_de.php?action=201&id=82] niedergeschrieben und reflektiert. Auch diesem Buch ist es zu verdanken, dass der Kampf gegen den Faschismus und seine Handlanger:innen in Griechenland als historischer Schatz zu betrachten ist, der nie in Vegessenheit geraten wird. So gibt es nicht nur in Griechenland verschiedene Aktionen für Dimitris. Auch in anderen Ländern und Städten Europas solidarisieren sich Menschen, setzen eigene Akzente oder kommen durch Kundgebungen und Demonstrationen zusammen.
Eben eine solche Demonstration in Solidarität mit Dimitris findet nun am 27. Feburar in Berlin statt. Wir finden es wichtig, dass wir ein gemeinsames Zeichen der Solidarität an Dimitris und seine Freund:innen senden. Nur so können wir die Vereinzelung und Isolation durchbrechen, die die staatliche Repression bewirken soll. Die Kämpfe im Knast und außerhalb müssen dabei ineinander greifen, wenn wir zusammen erfolgreich sein wollen. Denn eine Bewegung, die die Gefangenen vergisst, ist bereits dem Untergang geweiht.
Da leider auch durchaus die Möglichkeit besteht das der Hunger- und Durststreik von Dimitris tödlich verläuft, ist es umso wichtiger, ihm, seiner Familie, Freund:innen und Unterstützer:innen und auch allen anderen kämpfenden Revolutionär:innen unsere Solidarität zu zeigen und ihren Kampf als Teil eines gemeinsamen zu begreifen.
Samstag 27.02. // 15 Uhr // Kottbusser Tor
Freiheit für alle Gefangenen!
Solidarität mit Dimitris Koufontinas!
Knäste zu Baulücken!
Antifaschistische Koordination AK36 im Februar 2021 | ak36.noblogs.org