Aktionen im Gedenken an Arkan in Berlin, Braunschweig, Dresden, Hannover und Wuppertal

Am Abend des 07. April wird der 15-jährige ezidische Kurde, Arkan Hussein Khalaf im niedersächsischen Celle von dem 29-jährigen Deutschen, Daniel S., ohne Vorwarnung angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Arkan erliegt kurz darauf auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Daniel S. sitzt seit dem Mord an Arkan in Untersuchungshaft. Inzwischen hat Arkans Mörder ein Geständnis abgelegt, in dem er angibt sich verfolgt gefühlt und einen „Schub“ bekommen zu haben, bevor er zustach. „Rechte Gedanken“ weist Daniel S., ebenso zurück wie ein rassistisches Motiv der Tat.

Aus den zahlreichen rassistischen Morden der letzten Jahre wissen wir, dass sich eine etwaige „psychische Erkrankung“ und ein rassistisches, menschenverachtendes Weltbild nicht ausschließen, sondern sich auch gegenseitig bedingen können.

Die antisemitischen und rassistischen Verschwörungstheorien, mit denen sich Daniel S. beschäftigte, waren die selben mit denen sich auch der rassistische Attentäter Tobias R. beschäftigte, bevor er am 19. Februar, 10 Menschen in Hanau ermordete. Trotz aller Verlautbarungen und mutmaßlicher anwaltlich-diktierter Aussagen des Mörders lässt sich das rassistische, gesellschaftliche Klima nicht ausblenden, aus dem er heraus gehandelt hat. Denn mit dem Mord an Arkan hat es einen 15-jährigen Geflüchteten „getroffen“, der von seinem Mörder auch als solcher gelesen und gesehen wurde.

In mehreren deutschen Städten wurde auf den Mord an Arkan, die politische Dimension des Mordes und das gesellschaftliche Klima, aus dem dieser heraus begangen wurde, aufmerksam gemacht und an Arkan gedacht. So wurden in den vergangen Tagen mehr als 1000 Flyer in den Briefkästen und der Nachbarschaft von Berlin-Kreuzberg 36 verteilt. Zudem wurde das Konterfei von Arkan und Texte mit Informationen über sein Leben großflächig in Kreuzberg und Berlin-Neukölln plakatiert.

In Braunschweig wurden an mehreren Orten Gedenkstellen für Arkan von der FrauenLesbenGruppe Zami und Aktivist*innen der kurdischen Freiheitsbewegung errichtet. Im Text zur Aktion wird Bezug auf das Geständnis von Daniel S. genommen und betont „Wir bleiben bei der Einschätzung, dass es sich um eine rassistische Tat handelt. Weder Drogeneinfluss noch psychische Krankheit schließen dies aus, noch sind sie Erklärungen für rassistisches Handeln.“

Auf dem Jorge Gomondai Platz in Dresden wurde ein Transparent in Gedenken an Arkan gespannt und Blumen, Kerzen und Schilder niedergelegt. Ebenfalls in Dresden wurde ein „RIP Arkan“ Graffiti gesprüht.

Bei einer Aktion gegen Rassismus und die repressiv-autoritäre Staatspolitik während der Corona-Krise in Hannover wurden Flugblätter verteilt, die den Mord an Arkan in Celle thematisierten. In dem verteilten Flugblatt zum Mord in Celle hieß es: „Wenn weiße Deutsche im öffentlichen Raum von Rassismus betroffene Menschen töten, sollten wir uns fragen, ob Parallelen zu NSU und Hanau ‚zufällig‘ sind. Unzählige andere rassistische Angriffe und Morde auf deutschen Straßen bleiben in der Öffentlichkeit oft unsichtbar. Diese rassistische Stimmung in Deutschland, getragen von einem nationalen „Wir“, ist für viele lebensbedrohlich. Unsere Antwort kann nur sein, genau hinzusehen und diese Ereignisse öffentlich sichtbar zu machen. Dazu gehört es für uns auch, heute hier auf der Straße zu sein, gegen jeden Rassismus.“

In der Wuppertaler Fußgängerzone wurde mit einem Transparent mit der Aufschrift: „Rassismus Tötet! In stillem Gedenken – Arkan Hussein Khalaf, 15 J., Von einem Rassisten ermordet“, Blumen, Kerzen und einem Bild von Arkan eine kleine Gedenkstätte hergerichtet.

Sowohl das Gedenken in Wuppertal, als auch die Aktion in Hannover wurden von den Behörden mit Repressionen überzogen und – unter dem Vorwand des Verstoßes gegen die Corona-Bestimmungen – entfernt, untersagt bzw. Teilnehmende schikaniert und mit Bußgeldern belegt. Deutliche Zeichen in Zeiten von rassistischen Übergriffen, Attentaten und Morden. Der Verband der Beratungsstellen für Betroffene Rechter, Rassistischer und Antisemitischer Gewalt e.V. hat unterdessen einen Spendenaufruf für die Familie von Arkan veröffentlicht.

Die Vorgehensweise der deutschen Behörden in dem Fall von Arkan ist erschreckend, aber nicht überraschend und folgt einer gewissen Kontinuität. Es zeigt nur einmal mehr, dass wir uns nicht auf staatliche Institutionen verlassen können und sollten. Vor allem nicht, wenn es darum geht, Antifaschismus Praxis werden zu lassen und Antworten auf Rassismus und die daraus folgende Gewalt zu finden.

Organisiert den antistaatlichen, antifaschistischen&antirassistischen Selbstschutz!

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